Ein weiteres deutsches Handbuch für Sketchnotes ist im letzten Jahr erschienen: „Sketchnotes Kann Jeder“ von Ines Schaffranek. Ich habe es endlich geschafft, für euch einen Blick hinein zu werfen.

Das Buch beginnt mit einer kleinen Überraschung: Nach einer kurzen Begrüßung zeigt die Autorin als erstes, wie sie die Sketchnote zu einem Vortrag vorbereitet und dann Schritt für Schritt aufbaut. Sehr sympathisch: von Schönzeichnen und Schönschreiben ist keine Rede. Stattdessen bekommt man als Leser gleich wichtige Elemente einer Sketchnote mitsamt ihrer Funktion im Gesamtgefüge vorgestellt. Gleich danach schließen sich einige kurze Kapitel zu Stiften, dem Einscannen von analog erstellten Sketchnotes und dem Zeichnen mit dem Tablet an.

Im Anschluss kommt ein Abschnitt, in dem es um die Potenziale von Sketchnotes geht. Dabei werden vor allem der Gewinn für das Wissensmanagement, die Verbesserung von Kommunikation und das „Denken mit dem Stift“ genannt. Der erste Teil des Buches schließt ab mit Beispielen für das Bildvokabular. Die Symbole werden gleich zweifarbig in Schritt-für-Schritt Anleitung gezeigt, was unmittelbar zum Nachzeichnen motiviert.

Bildideen und Bildvokabular

Das zweite Kapitel ist voll und ganz dem Entwickeln von Bildideen gewidmet. Dafür gibt die Autorin verschiedene Methoden an die Hand. Du hast noch nie von der Fusionsmethode, der Plusmethode, der Gegenteilmethode oder dem Etikettieren gehört? Dann lohnt sich das Buch für dich alle Male.

 

 

Will man Sketchnotes langfristig im privaten oder beruflichen Bereich einsetzen, dann kommt man um den Aufbau eines Bildvokabulars auf jeden Fall nicht herum. Zu vielen Begriffen – vor allem den Abstrakten – hat man einfach keine spontanen Ideen. Die Denkansätze aus den Methoden helfen hier hervorragend.

Auf das Wesentliche reduzieren

Im dritten Kapitel geht es dann um die Grundelemente im Sketchnoting. Container, Sprechblasen, Banner, Linien, Pfeile, Menschen, Mimik, Schrift und der Einsatz von Farbe werden erklärt. Das vierte Kapitel ist betitelt mit „Sketchnoting einüben“. Richtig zuhören, die W-Fragen beantworten, der Sketchnote eine Struktur geben und nachvollziehbare Pfade setzen. Das sind Teilschritte, die man beim Erstellen jeder Sketchnote in der Regel durchgeht. Sie helfen dabei, zu lernen, wie man aus einer Fülle von Informationen, zum Beispiel während eines Vortrags, das Wesentliche herausfiltert. Wie übt man nun am besten? Ines Schaffranek empfiehlt „Shuhari“, ein Prinzip, das bei asiatischen Kampfkünsten zum Lernen verwendet wird. Shu ist das Erlernen der Grundlagen und das Kopieren.  Ha ist der Schritt des Loslösens vom Erlernten, man entwickelt eigene Ideen. Ri ist die Trennung, man geht ab hier einen eigenen Weg. Außerdem gibt Schaffranek Anregungen zum täglichen Üben: von der Rekapitulation des Tages über das Visualisieren von Nachrichten oder Wikipedia-Artikeln hin zu Challenges – kleinen Zeichenwettbewerben – in den Sozialen Netzwerken.

Das letzte Kapitel reißt einige Ideen an, wie Sketchnotes dann letztlich im beruflichen Leben zum Einsatz kommen können. Graphic Thinking, Markenbildung, Entscheidungsfindung und Ideenfindung werden genannt. Natürlich gibt es noch wesentlich mehr Szenarien, aber das hätte dieses Buch dann doch gesprengt.

Meetup in Hamburg am 14. Juli mit der Autorin. Von links: Sandra Martin, Britta Ludwig, Ines Schaffranek, Friederike Von Dem Bussche-Hünnefeld, Andrea Brücken
Foto: Ines Schaffranek

Fazit

Mit 200 Seiten ist dieses Sketchnote-Buch sehr umfangreich. Es richtet sich definitiv nicht nur an Anfänger. Ines Schaffranek verzichtet darauf, für jeden nur denkbaren Begriff Zeichenanleitungen zu geben. Stattdessen stellt sie in konzentrierter Form etliche Methoden und Ansätze vor, mit deren Hilfe man sich dem Thema Sketchnotes auf verschiedenen Ebenen nähern kann. Praktisch wie theoretisch.

Sketchnotes kann jeder
Visuelle Notizen leicht gemacht
Ines Schaffranek, 1. Auflage 2017

214 Seiten, broschiert, farbig

Buch 24,90 €
E-Book 21,90 €

Verlag Rheinwerk Design

ISBN 978-3-8362-4337-7